Georg von der Vring-Gesellschaft

 

Der letzte Meister des Liedes

Peter Hamm, DIE ZEIT-Nr. 2/1990

 

Leben Georg von der Vring

 

Georg von der Vring, geboren 1889 in Brake, war in den 1950er und 1960er Jahren einer der bekanntesten Lyriker Westdeutschlands. Seine Gedichte fanden sich in zahlreichen Anthologien und in den meisten Schullesebüchern zum Deutschunterricht.

Bekannt wurde Georg von der Vring durch seinen Roman “Soldat Suhren”, der den Schrecken des ersten Weltkriegs aus dem eigenen Erleben als Soldat erzählt. Durch seinen großen Erfolg verließ von der Vring seinen Hauptberuf als Lehrer und widmete sich fortan dem Schreiben.

Während des Nationalsozialismus lebte er in Stuttgart und Schorndorf und veröffentlichte weiter in unterschiedlichen Verlagen und Medien. Seinen Dienst bei der Wehrmacht fing er als Leutnant im Mai 1940  an. Die Arbeit von der Vrings bestand in der Mitherausgabe einer Frontzeitschrift mit dem Titel „Furchtlos und treu“ und anderen Schriften zur Festigung der Truppenmoral.  

Im  Mai 1943 wurde er  „mangels Verwendungsmöglichkeit“ entlassen. Über die Zeit von 1930-1951 ist im Januar 1990 vom Stadtarchiv Schorndorf ein Ausstellungskatalog „Im Schleier verregneter Gärten?“ von Thomas Milz veröffentlicht worden. In seinem Vorwort schreibt Thomas Milz :

„Unhintergehbar waren die Fragen, die seit dem Zivilisationsbruch der Jahre 1933 bis 1945 an alle kulturelle Tradition und gegenwärtige Praxis zu richten sind. Georg von der Vrings Arbeiten hier nicht auszusparen, heißt ihn ernstzunehmen. Es ist die einzige uns mögliche Art der Ehrung. An ihn erinnernd und über ihn nachdenkend stellen wir uns dem Problem der Komplizität mit Unrecht — als unserem. Die Spuren, die hier ausgelegt sind, wünschen sich keine Jäger, sondern den Leser, der sie zu deuten genötigt ist, weil die Gefahr nie aufgehört hat.“

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden ihm viele Ehren zuteil. Er erhielt unter anderem 1954 den Literaturpreis des Landes Niedersachsen und 1959 das Große Bundesverdienstkreuz. Georg von der Vring wurde in seiner Heimatstadt auf dem Friedhof von Brake-Kirchhammelwarden beerdigt.

Zeittafel

1889 Geboren am 30. Dezember in Brake/Unterweser (Oldenburg). Die Vorfahren waren Seeleute, Schiffsbauer, Handwerker, der Vater war Seemann. Besuch der höheren Bürgerschule

1904 – 1910 Lehrerseminar zu Oldenburg

1906 – 1910 Einflüsse durch Lenau, Jens Peter Jakobsen, moderne deutsche und französische Lyrik, Dehmel, Liliencron, George, Verlaine

1910 – 1912 Volksschullehrer in Horumersiel, einem kleinen Ort an der Nordsee

1912 – 1914 Schüler der Kunstgewerbeschule und der Kunstschule in Berlin. Einflüsse durch van Gogh, Cézanne, Kokoschka, Kandinsky, Hamsun, Dauthendey, Nietzsche

1914 – 1915 Zeichenlehrer in Wilhelmshaven

1915 – 1918 im Krieg, Leutnant und Kompanieführer, Feldzüge in Russland und Frankreich
Kriegstrauung mit Resi Oberlindober
schwerverwundet in amerikanische Kriegsgefangenschaft in Südfrankreich geraten
 

1919 Entlassung aus der Gefangenschaft

1919 – 1928 Zeichenlehrer am Mariengymnasium in Jever (Oldenburg). Seit 1921 Mitarbeit an demokratischen Zeitungen: «Berliner Tageblatt», «Vorwärts», «Frankfurter Zeitung», «Oldenburgische Landeszeitung» u. a. Beteiligung an jährlichen Kunstausstellungen in Bremen, Oldenburg, Wilhelmshaven u. a. Gründung der «Barke, nordwestdeutsche Künstlergruppe». Expressionismus. Expressionistische Verse, Skizzenbücher «Am roten Zwirn», «Zwiblicon». In Jever entstanden 80 Ölbilder, etwa 300 Aquarelle, über 1000 Zeichnungen und Holzschnitte

1920 Geburt des Sohnes Peter

1923 Geburt des Sohnes Lorenz

1923 Entstehung des Romanes «Soldat Suhren»

1926 Abschluss der Tätigkeit als Maler, völlige Hinwendung zum Wort 

1927 Erscheinen des «Soldat Suhren» (in England, USA und Russland übersetzt)

1927 kurz danach, am 4. Mai, Tod von Resi von der Vring

1927 im Oktober Verlobung mit Marianne Kayser

1928/29 in Cavigliano bei Locarno/Tessin. Nach literarischem Erfolg freier Schriftsteller, Maler

1929/30 in Wien

1930 – 1943 in Stuttgart

1931 Mitarbeiter des Südfunks, Stuttgart

1934 Verlust des Lektorates am Südfunk wegen Verweigerung des Hitlergrußes

1934 – 1938 Entstehung einer Reihe historischer Romane, die er selber als Brotarbeit bezeichnete

1936 Geburt des Sohnes Clemens

1937 Geburt des Sohnes Thomas

1940 – 1943 zur Wehrmacht eingezogen, Hauptmann im Generalkommando, Truppenbetreuung, Frontzeitschrift «Furchtlos und treu», Kunstausstellungen für Künstler an der Front

1943 Entlassung aus der Wehrmacht «mangels Verwendungsmöglichkeit»

1943 – 1951 in Schorndorf/Rems

1944 Scheidung von Marianne von der Vring

1946 Heirat mit Wilma Musper

1951 – 1968 in München

1968 Freitod am 1. März

 

Diese Zeittafel ist im wesentlichen dem Buch entnommen

„Georg von der Vring Die Gedichte“

Gesamtausgabe der veröffentlichten Gedichte und eine Auswahl aus dem Nachlass
Mit einem Nachwort von Christoph Meckel
Herausgegeben von Christiane Peter und Kristian Wachinger

Langewiesche-Brandt, Ebenhausen bei München
2. Auflage 1996
ISBN 3-7846-0142-1

Erinnerungsorte in Brake 

 Orte Georg von der Vrings in Brake:

  • Geburtshaus Schulstraße 3 – mit einer Granitplatte ist das Geburtshaus des einzigen Ehrenbürgers kenntlich gemacht.
  • Kaje Stele
  • Schifffahrtsmuseum: das Georg von der Vring-Zimmer
  • Grabstelle Friedrichskirche, Kirchhammelwarden

Weitere Informationen folgen in Kürze!